Hallo ihr da draußen.
2 Tage sind nun vergangen, seit der beeindruckenden Mahnwache am Montag und ich konnte noch nicht zur Feder greifen. Diese bunte VertreterInnen so verschiedener Umwelt- und sozialer Gruppen machten deutlich, wie breit das Spektrum ist, in dem wir uns im Protest als auch im Gestalten einer neuen Gesellschaft bewegen.
Boris erklärte anhand von Gandhis Widerstand die Kriterien des zivilen Ungehorsams, des gewaltfreien Widerstandes, auf deren Grundlagen ich meine Aktionen auf den Passauer Straßen machte.
Dass über 50 FreundInnen zu dieser Verabschiedung mit Singen und Mitteilen bei einer Mahnwache kamen, hat mich die letzten 2 Tage getragen.
Erst jetzt komme ich langsam so vorsichtig hier in der JVA an. Heute gab es die ersten Treffen mit dem Sanitäter, dem Arzt der Sozialbetreuung und der JVA-Psychologen, bei denen ich all meine Wünsche vortragen durfte, z.B. vegane Ernährung, die bis jetzt hier noch nicht vorgesehen ist, ein Abendessen ohne Brot, weil ich das nicht gut vertrage, und Bücher und Adressheft aus dem Depot, in das alle meine Sachen bis auf Brille und Briefmarken eingeschlossen wurden.
Über sogenannten Anträge kann ich diese Wünsche alle nochmals schriftlich einreichen. Auf deren Antwort warte ich noch. Damit sind alle meinen persönlichen Dinge, auch alle Kleidungsstücke im Depot.
Die Stimmung hier im Knast ist relativ entspannt. Einer der Schließer vermittelte mir, dass sie es anstreben, achtsam mit einander umzugehen, dann entstünden auch keine Stresssituationen. „Hört sich gut an“ war meine Reaktion, später mehr, ob das alles wirklich so ist.
In den ersten 2 Tagen habe ich sehr viel geschlafen. War wohl nötig. Die ersten Runden im Innenhof der Gebäude drehte ich heute. Eine Stunde vormittags können wir uns dort bewegen – umgeben von 3 hohen grauen Gebäuden und zwei hohen Drahtzäunen mit Stacheldraht und Betonmauer. Keine so prickelnde Umgebung, eher integriert im Beton als in der Natur. Eben bekam ich einen Anruf von meiner Rechtsanwältin, die sich nach meinem persönlichen Befinden fragte und ob sie mich aktuell bei irgendwas unterstützen könnte. Soweit ist alles ok, was auch so bleiben kann.
Macht’s gut – bis zum nächsten Brief
Karl
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